Dorf-Chronik Seite 18




Über die Gründung des Schulwesens in Mockritz kann nicht viel Konkretes gesagt werden, da bei dem Brand am 15.Juli 1673, wo auch die Schule, das Pfarrhaus und die Kirche Opfer der Flammen wurden, alle Dokumente über die Entwicklung des Schulewesens in Mockritz verbrannten. Unterlagen sind erst aus der Zeit nach 1673 vorhanden.

Von 1674 bis 1678 wurde ein neues Schulgebäude errichtet. In dem neuen Gebäude befand sich ein Klassenzimmer und darüber die Wohnung des Küsters (Lehrer). Zum Schulhaus gehörte auch ein Stall und eine Scheune. Die Pfarrei und der Küster erhielten damals sehr wenig Bargeld. Der Küster musste sich auf der Grundlage des ihm zur Verfügung gestellten Bodens usw. selbst versorgen. Zum Teil erhielt er auch noch Naturalien von Familien, die Land besaßen. Das Vieh des Schulmeisters, welches er zu seiner Versorgung hielt, wurde vom Hirten des Rittergutes ausgetrieben. Später, nach Einführung der Stallfütterung, erhielt der Lehrer von den Landbesitzern, je nach Größe der Ackerfläche, Naturalien. Vom Rittergut erhielt er seinen „Lohn“ zu bestimmten Tagen wie Weihnachten oder Michaelis und Walburgis (30.April). Zu liefern hatten auch die Pferdner Donath, Hänsel, Thomas, Dähne, Pönitz, Winkler und Gatsche. Auch die Halbhufner (Kuhbauern) Thierbach und Friede mussten ihren Teil abliefern. Den Zeitpunkt der Ablieferung machte der Schulmeister über den Richter bekannt. Am 24.April 1854 wurden diese Ablieferungen abgelöst. Dafür zahlten die Bauern jährlich einen bestimmten Betrag in eine dafür eingerichtete Kasse in Dresden ein, aus welcher der Lehrer fortan seinen Lohn erhielt. Durch das Schulgesetz von 1836 wurden die sogenannten Umgänge aufgehoben. Zu den Umgängen war der Schulmeister an den Wochenenden zu Gast bei irgendeinem Bauern oder einer Familie (nach Plan).

Das Einkommen des Lehrers aus dem Schuldienst war vor dem Schulgesetz von 1836 sehr gering. Aber auch danach konnte der Lehrer mit seinem Lohn keine großen Sprünge machen. Der Betrag, den er bekam, bestand hauptsächlich aus dem Schulgeld der Kinder und wurde wöchentlich gezahlt. Pro Kind wurde 6-9 Pf. Gezahlt. Mussten auf Grund gestiegener Schülerzahlen „Hilfslehrer“ eingestellt werden, so hatte der „Hauptlehrer“ für Lohn, Kost und Wohnung aufzukommen. Die Zahl der Schüler schwankte damals sehr stark. In den nachstehenden Tabelle sind nur die höchsten und niedrigsten Zahlen angegeben.
Es waren:

1830 – 108 Schüler
1833 – 115 Schüler
1838 –   99 Schüler
1842 – 109 Schüler
1848 –   93 Schüler
1859 – 122 Schüler
1869 –   80 Schüler
1875 –   75 Schüler


Größere Schule beim Distelestechen Frühjahr 1930
Größere Schule beim Distelestechen Frühjahr 1930


Von dem Erlass des Schulgesetzes von 1836 erstreckte sich der Unterricht auf folgende Fächer: Religion, Lesen, Schreiben, Rechnen und Singen. Dafür standen dem Lehrer 12-17 Unterrichtsstunden zur Verfügung. Maßgebend für die Unterrichtsgestaltung war die Kirche. Sie entschied auch bei der Einstellung der Lehrer.

Vor der Einführung des Schulgesetzes von 1836 war der Besuch des Unterrichts durch die Schüler nicht besonders gut. Die Kinder der armen Leute mussten in der Land- und Hauswirtschaft mithelfen, um das Leben der Familie etwas zu verbessern. Die Sorge um Essen und Kleidung stand im Vordergrund.

Nach dem Erlass des Schulgesetzes und der damit verbundenen Einführung neuer Schulbücher wurden die versäumten Schultage genau gezählt. Da aber die Armut auf dem Lande allgegenwärtig war, musste man immer wieder Zugeständnisse machen. Der Unterricht erfolgte vormittags von 8.00-11.00 Uhr und nachmittags von 12.00-15.00 Uhr. Im Sommer begann der Unterricht eine halbe Stunde früher. Neben den Ferien gab es auch einige unterrichtsfreie Tage. So waren bis 1835 jeder Mittwoch und Sonnabend Nachmittag unterrichtsfrei. Dasselbe galt für den Montag nach dem Erntefest. Zur Kirchweih waren zwei Tage frei und zu jedem Jahrmarkt in Döbeln ein halber Tag. In früheren Zeiten ist auch am Fastnachtsdienstag nachmittags keine Schule gewesen.

Mit der technischen Entwicklung in der Landwirtschaft wurden im Laufe der Zeit viele Arbeitskräfte freigesetzt. Damit brauchte man auch die Kinder nicht mehr so nötig in der Landwirtschaft und sie hatten mehr Zeit für ihre Pflichten und Aufgaben der Schule gegenüber. Trotzdem wurden aber in der Landwirtschaft die Schüler bei der Rübenpflege und Kartoffelernte eingesetzt. Die Arbeitseinsätze erfolgten aber in der unterrichtsfreien Zeit. Das Mockritzer Schulhaus, das heißt die westliche Hälfte des heutigen Gebäudes wurde 1877 auf dem Grundstück der alten Schule, die den Anforderungen nicht mehr entsprach, gebaut. 10 Jahre später 1887 errichtete man infolge gestiegener Schülerzahlen den östlichen Teil des Gebäudes. Der westliche Teil der Schule steht auf dem Grundstück der Kirche (Kirchlehn) und der östliche Teil auf gemeindeeigenem Grundstück. Das alte Schulgebäude wurde 1792 errichtet und 1830 nochmals vergrößert. Für die Schülerzahl (1840 waren es 96) genügte damals der alte Raum. In dem Zimmer war Unterricht für zwei Klassen.

Klassenbild der Jahrgänge 1926/27 - 1927/28
Klassenbild der Jahrgänge 1926/27 - 1927/28


Vormittags die oberen und nachmittags die unteren Jahrgänge. Jeder Klasse gehörten vier Jahrgänge an. Noch nach dem 2.Weltkrieg war in der Mockritzer schule für zwei Jahrgänge in einer Klasse Unterricht.

Alte Schule, abgebrochen 1877
Alte Schule, abgebrochen 1877


Mit der wachsenden Schülerzahl nach 1887 stellte man 1-2 Lehrer, sogenannte „Hilfslehrer“ ein, um die Klassen weiter aufzuteilen und den Unterricht effektiver zu gestalten.

Von 1896-1918 entfiel jedoch diese Maßnahme wieder. Erst ab 1918 wurden in der Mockritzer Schule wieder „Hilfslehrer“ eingestellt und in Klassen mit zwei Jahrgängen unterrichtet.

Die letzten Schulanfänger der Mockritzer Schule
Die letzten Schulanfänger der Mockritzer Schule


Die Ausstattung der Schule mit Lehrmitteln ist mit den heutigen Verhältnissen im Schulwesen nicht zu vergleichen. Dazu sind die Unterschiede in der schulischen Entwicklung zu groß.



zurück                                                                                                                               weiter