Dorf-Chronik Seite 24




Die Geschichte der Landwirtschaft in unserer Region begann schon vor 5000 Jahren mit der Ansiedlung der ersten Viehzüchter und Ackerbauern. Die Menschen bevorzugten damals für ihre Siedlungsorte unbewaldete Höhen. Für die Bearbeitung des Bodens verwendeten sie primitive Steinwerkzeuge und andere Hilfsmittel. Der Vorrat von Getreide wurde in Tongefäßen und das Wurzelgemüse in Erdgruben aufbewahrt. Nach der ersten Arbeitsteilung hatten sie die Möglichkeit Getreide und andere Lebensmittel gegen Werkzeuge, Kleidung und andere Gebrauchsgegenstände einzutauschen.

Die Arbeit auf dem Lande war von je her eine schwere körperliche Tätigkeit. Der Arbeitstag begann schon früh 4.00 Uhr. Erst musste das Vieh versorgt werden, dann ging es mit dem Pferd und dem Wagen auf das Feld, um Futter, Klee, Luzerne, Mais und anderes je nach Jahreszeit, zu holen. Nachdem diese Arbeiten verrichtet waren, setzte man sich in der Gesindestube an den Tisch zum Frühstück.

Dort hatte jeder nach einer gewissen Rangordnung seinen Platz. Der Großknecht oder Schirrmeister hatte das Sagen über den Knecht und den Osterjungen. Der Kutscher stand mit oben in der Rangordnung.

Die Großmagd hatte Befugnisse über die Mittel und die Kleinmagd, sowie über das Ostermädchen (=Schulabgänger vom letzten Ostern). Die Schlafkammer des Gesindes befand sich über den Ställen. Großknecht und Großmagd verfügten je über eine eigene Kammer. Das andere Gesinde schlief meist gemeinsam in einer größeren Kammer. Das Bett, mit einem Strohsack ausgestattet, war oft das einzige Mobiliar in diesem Raum.

In der kalten Jahreszeit trug man Holzschuhe oder auch Stiefel mit Holzsohlen. In der Regel war das ausgedientes Lederschuhwerk, bei dem man an das Oberleder Holzsohlen befestigt hatte. Für die Arbeit im Haus und auf dem Hof genügten meist Holzpantoffeln. Der Schuster und Holzsohlenfertiger hatte demnach immer genügend Arbeit.

Im Haus regierte die Bauersfrau. Das Kochen besorgte sie meist selbst. Größere Güter hatten aber auch eine sogenannte Mamsell eingestellt, die für Küche und Keller verantwortlich war. Das, was produziert wurde, verarbeitete man selbst.

Nach dem Melken wurde die Milch separiert, d.h. die Sahne wurde von der Milch getrennt und im Butterfass zu Butter verarbeitet. Danach wurde sie in Holzformen mit Blumen- oder Tiermotiven geformt und auf dem Markt oder auch im Ort verkauft. Auch den Quark und den Käse stellte man selbst her. Diese Wirtschaftsform auf den Gütern hielt sich bis in die 30er Jahre dieses Jahrhunderts.

Auf den größeren Gütern befand sich auch immer ein Backofen, in dem das Brot für die Herrschaft und das Gesinde gebacken wurde. Im Herbst bis zum Frühjahr gab es mehrmals Schlachtfeste. Die Wirtschaftsform der Verarbeitung der eigenen Produkte, sicherte in Kriegszeiten den Bauern die Existenzgrundlage, da ihre Produkte sehr billig hergestellt werden konnten.

Das Mähen mit der Sense und Abraffen
Das Mähen mit der Sense und Abraffen


Zur Erntezeit war der Arbeitstag in der Landwirtschaft besonders lang. Die Leute waren früh bis spät auf den Beinen. Die Schnitter mähten das Getreide mit der Sense. In Reih und Glied ging die Arbeit voran. Die Mägde mussten es abraffen und binden. Anschließend wurde es zum Trocknen in „Puppen“ aufgestellt. Dabei wurden sie von Tagelöhnern unterstützt.



zurück                                                                                                                               weiter